Seit Löhe international aktiv: das Institut für Internationale Zusammenarbeit setzt eine Tradition fort

„Heute setzen wir den Focus auf internationale Aktivitäten“

Das ehemalige Europa-Institut agierte überwiegend in Osteuropa – heute ist Thorsten Walter weltweit aktiv

Seit mehr als 30 Jahren gibt es in der Diakonie Neuendettelsau das Europa- Institut. Heute heißt das Unternehmen Diakoneo – auch der Name des Europa- Instituts hat sich geändert. Thorsten Walter leitet jetzt das Institut für Internationale Zusammenarbeit (IIZ). In einem Gespräch mit Thorsten Walter wollten wir wissen, wie sich das Institut entwickelt hat und welche Aufgaben und Schwerpunkte er heute setzt. Zudem wollten wir seine Strategie für die nächsten fünf Jahre erfahren.

Welche Ziele verfolgten die Gründerväter mit der Einrichtung eines Europa-Instituts?

Thorsten Walter: Zwei Gründe waren für die Gründung ausschlaggebend. Erstens die Wiederbelebung der internationalen Aktivitäten aus den Zeiten Löhes, der maßgeblich für den Aufbau von Mutterhäusern in Europa war und auch die Entsendung von Diakonissen bis nach Indien. Zweitens war nach der Widervereinigung und dem Fall des Eisernen Vorhangs die soziale Not in Ländern wie Rumänien so groß, dass es aus diakonischer Perspektive es selbstverständlich war zu helfen und zu unterstützen wo es eben möglich war. Ziel war es durch aktive Sach- und Finanzhilfen den Aufbau der jungen demokratischen Staaten zu unterstützen. Zusammen mit dem Freistaat Bayern – allen voran die damalige Osteuropa- Beauftragte Dr. Barbara Stamm – wurden eine Vielzahl von Bildungsprojekten unterstützt. Eines davon war die Altenpflegeschule „Friedrich Müller“ in Sibiu.

Weitere Projekte folgten in Ländern wie Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Spanien und in Polen. Polen ist auch das Land, indem sich Diakoneo auf erfolgreich etabliert hat. Beweis dafür ist die Eröffnung des Seniorenzentrum Serenus (Eröffnung: 25.10.2019) in Danzig. Es ist die dritte Senioreneinrichtung nach Allenstein und Kattowitz der Stiftung Laurentius. Diese Stiftung wird seit 2002 von Diakoneo in Polen geführt. Mittlerweile ist das Engagement in Polen über den Projektstatus hinausgewachsen und die Häuser in Polen wurden in das Geschäftsfeld Dienste für Senioren integriert.

Damals wie heute ist es auch eine diakonische Aufgabe, den Frieden in Europa in der Welt zu sichern, indem sich Menschen einander begegnen, gemeinsam aktiv werden und Vorteile durch die gemeinsame Arbeit abzubauen.

Herr Walter, Sie sind seit 2010 Leiter des Instituts. Wie haben sich die Aufgaben des Europa-Instituts seither verändert?

Thorsten Walter: Mit der weiteren Internationalisierung in den vergangenen zehn Jahren wurden auch die Aufgaben und Anforderungen immer vielfältiger und internationaler. Der Aufbau und das Betreiben von eigenen Einrichtungen sind in den Hintergrund geraten und es geht mehr um Zusammenarbeit mit Akteuren in den jeweiligen Ländern und Netzwerken. Austausch, Wissenstransfer und die Unterstützung der Bedingungen vor Ort sind mittlerweile wichtiger. Wichtig dabei, der Know-How Transfer ist immer beidseitig. Ebenso geht es darum, für Diakoneo neue Impulse zu generieren und die Internationalität in den einzelnen Einrichtungen und Häusern zu verankern. Das geht am besten über Partnerschaften und Projekte. Dafür benötigt es aber auch verlässliche Partner im Ausland, die auch bereit sind mit Diakoneo zu kooperieren. So geht es darum, mit Drittmitteln, Auszubildenden und Fach- sowie Führungskräfte in andere Länder für Kurzeinsätze zu entsenden. Des Weiteren gilt es auch nachhaltige Wege zu finden, um zukünftig den Bedarf an Fachkräften bei Diakoneo, neben den bereits vorhandenen Maßnahmen der Personalakquise, zu decken. Um die Vernetzung in Europa, als auch International voranzubringen, ist es Diakoneo gelungen neue Beziehungen aufzubauen. So z.B. konnte eine gute Basis der Zusammenarbeit mit Mission eine Welt gebildet werden. Die bestehenden Netzwerke, wie z.B. SoCareNet Europe, werden gestärkt und ausgebaut. Die Kontakte zur bayerischen Landeskirche sind durch die regelmäßige Teilnahme an der Teilhandlungsfeldkonferenz Osteuropa verstetigt worden. Bei Diakonie Deutschland gehört Diakoneo als eine der wenigen diakonischen Unternehmen zum Europaausschuss. Die Beziehungen und Kontakte zu Eurodiaconia (Interessensvertretung der europäischen diakonischen Akteure) haben wir weiter verbessert.

Seit 2018 ist Diakoneo auch Partner von dem Diakonia Weltbund e.V. und seit 2019 von DRAE e.V. (Diakonia Region Afrika Europa). Durch die Übernahme der Verwaltungsaufgaben der beiden Vereine können wir so auch langfristig von der weltweiten Zusammenarbeit diakonischer Akteure profitieren.

Nennen Sie doch bitte zwei konkrete Projekte.

Thorsten Walter: Mittlerweile verwaltet das Institut in Zusammenarbeit mit den zentralen Diensten 3 Vereine, den Förderverein Rumänien und Osteuropahilfe e.V., Diakonia Region Afrika Europa und den Diakonia Weltbund e.V. Hier können nicht nur die Gelder der Verein verwaltet werden, sondern auch konkret entwicklungspolitische und diakonische Arbeit unterstützt werden. Mit dem Förderverein Rumänien- und Osteuropahilfe konnten wir in diesem Jahr wieder einen 40Tonner Lkw an Hilfsgütern nach Rumänien senden. Auch aktuell konnten wir wieder mit finanziellen Mitteln in der größten Not helfen. Denn C19 hat ein Pflegeheim in Rumänien stark getroffen und so konnte mit Handschuhen, Masken und Desinfektionsmittel geholfen werden. 

Im Jahr 2017 wurde vom BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliches Zusammenarbeit und Entwicklung) das Projekt Klinikpartnerschaften ausgeschrieben. Aufgrund des langjährigen Engagements von Annemarie Dr. Schraml (ehemalige Chefärztin für Kinderorthopädie an der Klinik Hallerwiese) mit Tansania war es meine Aufgabe, einen Förderantrag für das Programm zu schreiben. Mit 50.000 € wurde das Projekt Feuerkinder in Tansania für zwei Jahre gefördert und es wurden sehr vielen Kindern in dieser Zeit geholfen. Aber durch die Hospitationen von Klinikpersonal aus Tansania in Deutschland konnte der Standard und die Qualität in Krankenhaus deutlich verbessert werden. Bei diesem Projekt hatte das IIZ in erster Linie die Projektverwaltung und die Überwachung der Projektmittel. Im Oktober dieses Jahres wurde der Folgeantrag zur Fortführung des Projektes von 2020 bis 2022 genehmigt. Ebenso wurde durch die Fusion mit dem Diakoniewerk Schwäbisch Hall bekannt, dass auch von Diak Krankenhaus in Schwäbisch Hall Aktivitäten in Tansania stattfinden. Deshalb wird auch für Schwäbisch Hall aktuell an einem Antrag zur Förderung von Klinikpartnerschaften gearbeitet.


Digitales Treffen Diakonia Weltbund.
Berlin 21 Uhr | Fiji Inseln 5:00 Uhr | Kanada 15 Uhr – Vorstandssitzung Diakonia Weltbund e.V. digital © Jan Cherry

2020 wird national wie international von einem Thema dominiert: Corona. Wie hat die Pandemie die Arbeit des Instituts für Internationale Zusammenarbeit beeinflusst?

Thorsten Walter: Nun, in diesem Jahr wurde durch die Pandemie alles durcheinander geworfen. Die Arbeit ist aber nicht weniger geworden. Seit 2001 z.B. gab es jedes Jahr im Herbst die SoCareNet Konferenz. 2020 hätte Sie in Gallneukirchen (Diakonie Österreich) zum Thema Digitalisierung stattfinden sollen. Sie wurde auf 2021 verschoben. Ebenso habe ich mittlerweile eine Reihe von Fluggutscheinen gesammelt, da alle geplanten Reiseaktivitäten eingestellt wurden. Viele Meetings und Besprechungen wurden und werden seit März Online durchgeführt. Dies hat Vor- aber auch Nachteile. Vorteil ist, es spart Reisekosten und Zeit und schont dir Umwelt. Nachteil ist es gehen die persönlichen und landesspezifischen Eindrücke verloren. Als Beispiel möchte ich hier die Vorstandssitzung vom Diakonia Weltbund e.V. beschreiben. Dies hat online mit 15 Mitgliedern weltweit stattgefunden. Damit alle zu derselben Zeit wach online sein konnten, wurde die Sitzung um 21 Uhr MEZ festgelegt. So konnten alle Mitglieder von den Fiji Inseln (5.00 Uhr morgens) und Canada 15 Uhr nachmittags teilnehmen. Bei dieser Sitzung konnten 22.500 Euro als Corona Soforthilfen in verschiedene Länder bereitgestellt werden. So wurden Maßnahme in Jamaca, auf den Philippinen, Georgien, Ruanda, Nigeria, St. Kits., Canada, USA, El Salvador unterstützt.

Eine letzte Frage Herr Walter – wie viele Sprachen sprechen Sie?

Thorsten Walter: Ich spreche fließend Englisch und Spanisch. Rumänisch kann ich einige Basics. Auf Polnisch und Tschechisch, sowie Chinesisch kann ich Guten Morgen, Danke, Bitte und Gute Nacht sagen.

Herr Walter, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Mehr Informationen zum Institut für Internationale Zusammenarbeit finden Sie hier

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