Karfreitag und der Blick Richtung Ostern

Wir bleiben beim Karfreitag nicht stehen

Die Bedeutung von Ostern aus ökumenischer Perspektive


Fastentuch St. Laurentius Neuendettelsau
Das Fastentuch in St. Laurentius, Neuendettelsau

Der Karfreitag ist der traditionell höchste evangelische Feiertag. „Martin Luther hat die Bedeutung des Todes Jesu Christi zur Vergebung der Sünden besonders betont“, so Dr. Peter Munzert, Geschäftsführender Pfarrer der Gemeinde St. Laurentius in Neuendettelsau. Mit einer Feier zur Todesstunde am Nachmittag wird der Tag in St. Laurentius, wie in allen evangelischen Gemeinden, besonders begangen. Nach der Andacht ist traditionell Schweigen angesagt. Auch in der katholischen Kirche ist der Karfreitag ein sehr wichtiger Feiertag. Dort ist die Kreuzverehrung ein besonderer Teil der Liturgie, auch die Orgel verstummt an diesem Tag. Damit ist der Feiertag für Katholiken ein stiller Tag, der oft auch durch Fasten begleitet wird. Für beide Kirchen ist der Karfreitag vor allem ein Tag der Trauer. Katholische Bischöfe legen beispielsweise an diesem Tag ihren Ring ab, als Zeichen dafür, dass Jesus, der Bräutigam der Kirche, verstorben ist.

Zeugnisse der gelebten Nächstenliebe


Historisches Bild Wilhelm Löhe
Pfarrer Wilhelm Löhe sah die Not seiner Zeit und handelte.

„Meinen persönlichen Karfreitag erlebe ich im Leiden der Welt. Es gibt so viele Dinge, die nicht in Ordnung sind. Wir sind hier oft begrenzt“, betont Pfarrer Dr. Munzert. „Und dennoch gibt es immer wieder Menschen, die das Leiden mit ihrer gelebten Nächstenliebe durchbrechen“, ergänzt er. Ein Beispiel hierfür ist Wilhelm Löhe, der Gründer der ehemaligen Diakonissenanstalt von Neuendettelsau. Löhe sah das Leid der Menschen zu seiner Zeit: Unverheiratete Frauen hatten keine Zukunftsperspektive, kranke und alte Menschen sowie Menschen mit Behinderung wurden nicht richtig versorgt. Wilhelm Löhe, als ein Mann der Taten, bildete junge Frauen aus, damit sie sich um diese Menschen kümmern konnten. Ein Beispiel unserer Zeit ist Dr. Annemarie Schraml, ehemalige Chefärztin der Kinderorthopädie in der Klinik Hallerwiese / Cnopfschen Kinderklinik in Nürnberg. Mit 14 Jahren tat sie bereits einen Sonntagsdienst im Krankenhaus, wo sie bei der Essensausgabe und bei pflegerischen Aufgaben half. In der Klinik Hallerwiese / Cnopfschen Kinderklink behandelte die Ärztin mit Hilfe von Spenden auch ausländische Kinder aus Krisengebieten. Doch ihr Engagement endete nicht nach Dienstschluss. Dr. Annemarie Schraml reist in ihrer Freizeit seit fast zwei Jahrzehnten ehrenamtlich nach Tansania, um dort Kinder zu operieren, die in Feuerstellen gefallen sind. Als Folge der schweren Verletzungen können sie ihre Gliedmaßen nur noch eingeschränkt bewegen. Für ihr besonderes Engagement erhielt sie dieses Jahr die Löhe-Medaille von Diakoneo.


Ärztin mit Kind
Dr. Annemarie Schraml ist es ein Herzensanliegen, Menschen medizinisch zu helfen.


Nach dem Karfreitag richtet sich der Blick Richtung Ostern. „Das ist ein Fest, das Menschen Mut machen soll und durch eine eindrucksvolle Symbolik geprägt ist“, betont Pfarrer Munzert. Das Licht spielt dabei eine besondere Rolle, z. B. beginnt die Osternacht mit dem Osterfeuer vor der Kirche. Kerzen verbreiten den hellen Schein dann in der ganzen Kirche. Es steht für Jesus, das Licht der Welt, der den Tod überwunden hat und auferstanden ist. In der weiteren Liturgie kommen das Abendmahl vor, prophetische Texte, die Tauferneuerung und gerne auch eine Taufe. In der katholischen Kirche wird die Zeit vom Abend des Gründonnerstags bis Ostersonntag als eine Einheit gesehen und ist der absolute Höhepunkt des Kirchenjahres. Als Zeichen, dass diese drei Tage untrennbar zusammengehören, beginnt die Messe am Gründonnerstag mit dem Kreuzzeichen und erst die Messe am Ostersonntag endet mit dem Segen. Die Zeit wird auch "Heiliges Triduum" genannt.

„Mein persönlich schönstes Ostererlebnis war vor ein paar Jahr auf dem Friedhof der Diakonie Neuendettelsau“, berichtet Pfarrer Munzert. Dort beginnt die Auferstehungsfeier um 7 Uhr in der Früh. „Es herrschte eine eindrucksvolle Stimmung: Die Sonne ging über Neuendettelsau auf. Es war warm und der Posaunenchor begrüßte mit Auferstehungschorälen den Ostermorgen“, ergänzt er. Gerade der Friedhof hat hier eine zweiseitige Symbolik: Es ist ein Protest gegen den Tod und ein Appell für das Leben. Auch Jesus hat den Tod überwunden. Wir bleiben also am Karfreitag nicht stehen, sondern blicken dem Leben entgegen. „Diese Botschaft macht Mut“, betont Pfarrer Dr. Peter Munzert.

Gottesdienste in der Diakonie Neuendettelsau:

Karfreitag, 30. März 2018:

· 8 Uhr: Matutin, St. Laurentius

· 9.30 Uhr: Gottesdienst, St. Laurentius

· 10.15 Uhr: Gottesdienst, Christophoruskapelle

· 14.30 Uhr: Feier zur Todesstunde Jesu, St. Laurentius

· 18.00 Uhr: Vesper, St. Laurentius

Karsamstag, 31. März 2018:

· 8.30 Uhr: Matutin, St. Laurentius

· 21.30 Uhr: Feier der Hl. Osternacht, St. Laurentius,

anschließend nächtliches Osterfrühstück im Mutterhaus

Ostersonntag, 1. April 2018:

· 5.00 Uhr: Feier der Heiligen Osternacht, Christophoruskapelle

· 7.00 Uhr: Auferstehungsfeier auf dem Friedhof

· 9.30 Uhr: Deutsche Messe, St. Laurentius

· 10.15 Uhr: Gottesdienst, Christophoruskapelle

Ostermontag, 2. April 2018:

· 9.30 Uhr: Gottesdienst, St. Laurentius

· 18.00 Uhr: Vesper, St. Laurentius

Dienstag, 3. April bis Freitag, 6. April:

· Österliche Morgenandachten

Diesen Artikel teilen

Mehr lesen aus dem Magazin zum Thema Spiritualität

Haben Sie Fragen? Wir helfen Ihnen gerne.

Wenn Sie sich näher über unser Angebot informieren möchten, können Sie gerne Ihre
bevorzugte Kontaktmöglichkeit hinterlassen.

Oder rufen Sie uns an unter unserer Service-Nummer:

+49 (0) 180 28 23 456 (6 Cent pro Gespräch)