„Vergesslich oder schon dement? - Hoffnung auf Therapien gegen Demenz" - Ein Film von Lothar Zimmermann
Verwirrung spiegelt sich in dem Gesicht des älteren Mannes: Wo gehören im heimischen Geschirrschrank nochmal die großen Teller hin? Er sucht mal in diesem Fach, mal in einem anderen und kommt doch zu keinem Ergebnis. Seine Ehefrau sitzt am Tisch und beobachtet ihn. Sie weiß: Ihr Mann leidet an einer seltenen Form der Demenz, bei der zunächst das räumliche Sehen betroffen ist. Dennoch will sie ihn in den Alltag mit einbeziehen. Sie bittet ihn zum Beispiel, die Spülmaschine auszuräumen.
Die Szene ist Teil der 45-minütigen Sendung „Vergesslich oder schon dement?“ (Sendereihe "betrifft", Südwestrundfunk), für die der Journalist Lothar Zimmermann den dritten Preis des Journalistenpreises Demenz gewonnen hat.
Arzt und Journalist berichtet über Demenz
Der 55-jährige Lothar Zimmermann ist seit 1998 fester freier Mitarbeiter beim Südwestrundfunk in Stuttgart. Nach Redaktion und Regie einer Sendung über Naturthemen („Treffpunkt im Grünen“) und der Redaktion einer Medizinsendung ist er jetzt fester freier Mitarbeiter bei der Kultursendung „Kunscht“, außerdem Regisseur bei den Landesnachrichten „Landesschau aktuell“ sowie Autor und Regisseur von Dokumentationen im Landesprogramm und bei der Dokumentationsreihe „betrifft“. Er ist der Gesundheitscoach in der Verbrauchersendung „Marktcheck“ im SWR Fernsehen und in einer gleichnamigen Doku-Reihe im SWR Fernsehen. Daneben arbeitet Zimmermann auch als Gesundheitsexperte in der ARD-Sendung „ARD-Buffet“.
Sein verstärktes journalistisches Arbeiten im Gesundheits- und Medizinbereich hat einen Grund: Lothar Zimmermann hat vor seiner Ausbildung im Journalismus als Arzt im Krankenhaus gearbeitet. Er ist Facharzt für Augenheilkunde. Für die Sendereihe „betrifft“ hat er eine Reihe von Dokumentationen gedreht, unter anderem zum Thema Diabetes, Gewichtsreduktion oder auch über Medikamente und ihre Nebenwirkungen.
Eigene Erfahrungen mit dem Thema Demenz
Die Dokumentation über die Demenz trägt den Untertitel „Hoffnung auf Therapien gegen Demenz“. Lothar Zimmermann hat eigene Erfahrungen mit dem Thema: Sein Vater ist an Demenz erkrankt, er wird von der Mutter zu Hause gepflegt. Der Journalist spricht voll Bewunderung über die Leistung seiner Mutter: „Sie schafft es, ihn noch als den Menschen anzunehmen, der er einmal war und ihn auch noch so anzusprechen.“, berichtet der Sohn.
Die eigenen Erfahrungen mit der Krankheit haben ihn auch bewogen, sich beruflich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. „Meine Protagonisten haben sich mir vielleicht mehr geöffnet, weil sie wussten, dass ich als Angehöriger auch betroffen bin und verstehe, welche Sorgen und Nöte sie bewegen.“
Wie hat sich seine Sicht auf die Krankheit Demenz in ihren verschiedenen Ausprägungen im Lauf der Dreharbeiten verändert?
"Ich habe erfahren, wie wichtig es ist, mit der Krankheit offensiv umzugehen. Demenz ist nichts für das man sich schämen muss. Es kann jeden von uns treffen. Es ist aber wichtig, frühzeitig die Angehörigen einzubeziehen und nicht sie zu verheimlichen. Für die Patienten und ihre Angehörigen empfindet er großen Respekt: „Ich habe bei den Dreharbeiten auch viel Lebensfreude gespürt.“Aber klar ist: „Demenz ist immer eine Krankheit, bei der die ganze Familie betroffen ist.“ Lothar Zimmermanns Anliegen in der Dokumentation war es auch, die modernen Therapieformen darzustellen. „Ähnlich wie bei Krebs glauben Betroffene bei Demenz oft an große Heilsversprechen, die sich nicht erfüllen.“ Er wollte darstellen, was heute möglich ist und wo die Grenzen der Therapien und Tests liegen.
Die Sendung wird in einer aktualisierten Version am 16.01.19 um 20.15 im SWR erneut ausgestrahlt.