Wie sieht die Arbeit als Hospizbegleiter für sterbende Menschen aus?

Würdevoll sterben – Der Hospizverein Neuendettelsau / Windsbach e.V. unterstützt schwerstkranke und sterbende Menschen und ihre Angehörigen auf dem letzten Weg

Sterbende Menschen sollen die Möglichkeit haben, ihre letzte Lebensphase bewusst und ihren eigenen Wünschen entsprechend, möglichst ohne Schmerzen, erleben zu können.

Ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und Hospizbegleiter können Sie dabei unterstützen. Eine entsprechende Schulung bietet der Hospizverein Neuendettelsau/ Windsbach an.

Ulrike Englmann hat sich mit zwei Experten über die Arbeit der Hospizbewegung unterhalten:

  • Schwester Erna Biewald ist Oberin der Diakonissengemeinschaft Neuendettelsau und erste Vorsitzende des Hospzivereins.
  • Heidi Appoldt arbeitet seit langen Jahren als Hospizbegleiterin.


Hospizverein Neuendettelsau/Windsbach
Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Hospizvereins begleiten Menschen auf ihrem letzten Weg. © Salomon

Wie sieht die Arbeit als Hospizbegleiter praktisch aus?

Gerufen werden die Hospizbegleiter vom Hospizverein Neuendettelsau/Windsbach von Senioreneinrichtungen, Krankenhäusern oder auch von Angehörigen in die häusliche Situation des Sterbenden. Das Einzugsgebiet des Vereins erstreckt sich von Lichtenau über Heilsbronn bis Wassermungenau und Abenberg. 

In Absprache mit den Sterbenden, den Angehörigen und dem Pflegepersonal sowie bei Bedarf mit den behandelnden Ärzten ist sogar eine Begleitung während der Nachtstunden möglich. Normalerweise wird zunächst ein Aufnahmegespräch mit den Angehörigen oder dem Pflegepersonal geführt, in dem festgestellt wird, was der Sterbende sich wünscht oder benötigt.
Dementsprechend wird im Verein ein Hospizbegleiter oder eine Hospizbegleiterin gesucht, die zu ihm passt und die Aufgabe wahrnehmen kann. „Manchmal kann das eine einzelne Person gar nicht leisten und wir müssen uns abwechseln“, erklärt Heidi Appoldt, langjährige Hospizbegleiterin in Neuendettelsau. Im Jahr 2011 absolvierte sie ihre eigene Schulung zur Hospizbegleiterin und seither ist sie im Einsatz.
„Ich kam zu diesem Weg durch eine längere Entwicklung. Ich begleitete vor mehr als dreißig Jahren meinen schwer erkrankten Mann im Sterben und seither lässt mich das Thema nicht mehr los.“ Im Lauf der Jahre konnte Heidi Appoldt viele Erfahrungen in dieser Arbeit sammeln. „Oft sehe ich den Weg auch schon ein bisschen voraus, der da auf den Menschen zukommt“, erklärt sie. Sie selbst hat es gelernt, ausgeglichen und ruhig zu bleiben und ihre eigenen Bedürfnisse erst einmal hinten an zu stellen.


Nach und nach absolvierte Heidi Appoldt weitere Ausbildungen und traut es sich heute auch zu, Menschen mit Behinderungen oder Kinder zu begleiten. „Aber das kann man nicht auf einmal, man wächst da hinein. Die Menschen sterben auf unterschiedliche Weise – vielleicht wie sie gelebt haben – die einen tun sich leicht, die anderen kämpfen lange und hart und wollen nicht loslassen.

Auch Kinder oder Angehörige wollen den Sterbenden oft nicht gehen lassen und ich muss da erst vieles erklären, bis es soweit ist.“ Ist das am Ende nicht eine schrecklich belastende Tätigkeit? „Nein“, erklärt sie. Wenn möglich nimmt sie nach einer Begleitung an der Beerdigung oder an der Trauerfeier teil und kann so für sich selbst einen Schlusspunkt hinter das Erlebte setzen. „Manchmal nehme ich auch meine Posaune und spiele einen Choral oder eine andere Melodie, das schafft mir dann den nötigen Abstand“, so die Hospizbegleiterin.

Inzwischen wird Heidi Appoldt sogar von Kirchengemeinden angefragt, die mit ihren Konfirmandengruppen über das Thema Sterben sprechen möchten. „Die Jugendlichen sind sehr interessiert und wissbegierig. Auch in diesem Alter kann man sich bereits gut mit diesen schwierigen Themen auseinandersetzen und verliert auf diese Weise Berührungsängste“, erklärt sie.

Im Hinblick auf ihr eigenes Sterben bleibt Heidi Appoldt gelassen: „Das wird sich dann auch finden. Ich weiß ja heute auch nicht, was da auf mich zukommt.“

Wie werde ich Hospizbegleiter?

Die Hospizarbeit wird auch in Neuendettelsau in erster Linie von ehrenamtlichen Hospizbegleitern ausgeführt. „Wir freuen uns über jeden, der an einer aktiven Mitarbeit interessiert ist, und bieten eine fundierte Schulung zum Hospizbegleiter, zur Hospizbegleiterin, die auch ein Besuchspraktikum beinhaltet“, erklärt Sr. Erna Biewald. „Wir lassen niemanden allein. Außerdem bieten wir im Anschluss noch eine ganze Reihe an themenbezogenen Fortbildungen.“ Zudem ist man nicht allein unterwegs, sondern fest in der Aktiven-Gruppe integriert und nimmt regelmäßig an Praxisbegleitungen und Supervisionen teil.

Der Ausbildungskurs umfasst Themen wie Symbolsprache Sterbender, verbale und nonverbale Kommunikation, Psychosoziale Aspekte des Sterbens und der Sterbebegleitung, Bedeutung und Wirkung von Ritualen, u.v.a.m. Auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod spielt dabei eine Rolle. Erst am Ende des Kurses steht dann die Entscheidung über eine mögliche Mitarbeit im Begleiterteam.

Hospizverein in Neuendettelsau im Jahr 2002 gegründet


Hospizverein Neuendettelsau/ Windsbach
Eveline Groner koordiniert die Einsätze beim Hospizverein Neuendettelsau/ Windsbach.

Der Hospizverein Neuendettelsau/Windsbach e.V. entstand bereits 1999 als Regionalgruppe des Ansbacher Hospizvereins und machte sich im Jahr 2002 komplett selbständig. Hintergrund ist eine Kooperation des Ev.-Luth. Dekanats Windsbach und Diakoneo. Bald konnte er Räumlichkeiten im Mutterhaus von Diakoneo beziehen. Sr. Erna Biewald, Oberin der Diakonissengemeinschaft, übernahm den Vorsitz. „Wir verstehen es als unsere Aufgabe, schwerstkranken Menschen ein Sterben in Würde zu ermöglichen, wobei den Angehörigen keine Kosten entstehen“, so Sr. Erna Biewald. „Daher ist es entscheidend, zum einen die Unterstützung individuell zu gestalten, aber eben auch im regelmäßigen Austausch mit den jeweiligen behandelnden Ärzten, Senioreneinrichtungen oder Pflegediensten zu stehen.“

Heute sind im ambulanten Hospizdienst Neuendettelsau/Windsbach 23 ehrenamtliche Hospizbegleiter und Hospzibegleiterinnen tätig und 100 Menschen oder juristische Personen z. B. Vereine und Kirchengemeinden unterstützen den Hospizverein durch ihre Mitgliedschaft.

Ein weiterer Baustein der Arbeit in Neuendettelsau sind die vielfältigen Kooperationen des Vereins mit unterschiedlichen Einrichtungen in der Region, z. B. den Senioreneinrichtungen in Neuendettelsau und Windsbach und Umgebung, dem Bayerischen Hospiz- und Palliativverband, der Bayerischen Stiftung Hospiz, aber natürlich auch mit der Palliativstation der Clinic Neuendettelsau, sowie der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV).

Die Entstehung der Hospizbewegung

Bereits 1904 wurde in Deutschland der „Verband Christlicher Hospize“ gegründet. Die moderne Hospizbewegung und Palliativmedizin fand ihren Anfang mit der englischen Ärztin Cicely Saunders, die in London 1967 das erste Hospiz gründete. Sie war es auch, die die Kontrolle von Schmerzzuständen erstmals thematisierte und entsprechende Grundsätze entwickelte.

In den 1960er Jahren begann die Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross zunächst damit Interviews mit Sterbenden zu führen und untersuchte die gesellschaftliche Bedeutung von Sterben und Trauer. Ab den 1980er Jahren wurden dann in Deutschland die ersten Hospize eröffnet und auch ein ambulanter Hospizdienst eingerichtet. Später entstanden dann verschiedene Verbände und Organisationen, die sich die Förderung der Hospizarbeit zur Aufgabe machten. Ein Hauptteil der Arbeit wird von ehrenamtlichen Kräften übernommen. Sie werden heute professionell aus- und weitergebildet.


Kontakt Hospizverein

Ihre Ansprechpartnerin:
Eveline Groner
Koordinatorin/Einsatzleitung
E-Mail: Hospiz@DiakonieNeuendettelsau.de

Tel.: 09874/8-23 45
Mobil: 0151/222 44 77 8

Hospizverein Neuendettelsau / Windsbach e.V.
Wilhelm-Löhe-Str. 16
91564 Neuendettelsau
Tel. 09874/8-22 71

www.hospizverein-neuendettelsau.de

Hospizbegleiterin Heidi Appoldt aus Neuendettelsau
Die Neuendettelsauerin Heidi Appoldt arbeitet seit langen Jahren als Hospizbegleiterin. Foto: Privat

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