Den Glauben auch in der Arbeit leben: Mitglied werden in einer diakonischen Gemeinschaft

Irmgard Gruber und Florian Seitz berichten über ihre Erfahrungen als Mitglieder der Diakonischen Schwestern- und Brüderschaft


Die Diakonische Schwestern- und Brüderschaft (DSB) von Diakoneo (früher: Diakonie Neuendettelsau) ist eine geistlich geprägte und diakonisch tätige Gemeinschaft von Frauen und Männern, die sich in der Nachfolge Jesu Christi sehen. Ihr Ziel ist es, Gottes Liebe und Barmherzigkeit in ihrem Reden und Handeln für ihre Mitmenschen sichtbar zu machen.

Die Mitglieder engagieren sich in haupt- und ehrenamtlich bei Diakoneo, um das diakonische Profil mit zu gestalten und lebendig zu halten. Daneben unterstützt die DSB nationale und internationale Projekte der sozial-diakonischen Arbeit. Voraussetzung für die Mitgliedschaft in der DSB sind 15 Zurüstungstage. Aktuell zählt die Gemeinschaft 160 Mitglieder, die sich regelmäßig treffen und ein intensives Gemeinschaftsleben pflegen.


Diakonische Gemeinschaft Diakoneo Mitglieder
Florian Seitz (2. v. li.) und Irmgard Gruber (3. v. re.) sind seit 2019 Mitglied der Diakonischen Schwestern- und Brüderschaft von Diakoneo. © Rex

Irmgard Gruber (57) und Florian Seitz (32) wurden im Mai 2019 neu in die Diakonische Schwestern- und Brüderschaft (DSB) aufgenommen. Ulrike Englmann hat sich mit ihnen über ihre Beweggründe unterhalten.

Frage: Wie kam es zu der Entscheidung, Mitglied in der DSB zu werden?

Florian Seitz: Man tritt nicht unüberlegt in die DSB ein. Bis dahin ist es ein längerer Entwicklungsweg. Ich bin mit der Diakonie Neuendettelsau (heute: Diakoneo) schon seit vielen Jahren eng verbunden. Seit 2009 arbeite ich als Elektriker in der Elektrowerkstatt. Durch meine Mutter und die evangelische Gemeinde St. Nikolai wurde ich im christlichen Glauben geprägt. Ich fand es von Anfang an sehr schön, dass ich einen Arbeitgeber gefunden habe, der meinen Glauben unterstützt.

Irmgard Gruber: Ich habe ja schon ein langes Berufsleben bei der Diakonie Neuendettelsau, die seit diesem Jahr Diakoneo heißt, hinter mir. Da könnte man meinen, ich hätte auch schon früher in die Diakonische Schwestern- und Brüderschaft eintreten können. Aber es standen häufig andere Dinge in meinem Leben im Vordergrund, und so ein Schritt muss sich auch erst entwickeln.
Ich kam 1982, mit 20 Jahren, als fertig ausgebildete Erzieherin nach Neuendettelsau und startete als stellvertretende Gruppenleiterin im Christophorusheim, einem Heim für geistig behinderte Kinder und Jugendliche. Es hat mir große Freude gemacht, so schnell Verantwortung übernehmen zu dürfen, und wir konnten damals viel bewegen. 1986 wechselte ich dann als Gruppenleiterin in die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen nach Bruckberg und im gleichen Jahr habe ich auch geheiratet. Nach der Familienpause – wir haben drei inzwischen erwachsene Kinder – kam ich 1995 zurück und begann wieder im Christophorusheim, aber nur mit wenigen Stunden zunächst als Nachtwache und dann folgten im Lauf der Jahre verschiedene Aufgaben innerhalb der Diakonie Neuendettelsau.

Frage: Wie kamen Sie in Kontakt mit den eher christlichen Themen und den Fragen des Glaubens?

Irmgard Gruber: 2004 begann ich mit einer Qualifizierung für den Religionsunterricht und 2008 folgte dann die Weiterbildung zur heilpädagogischen Förderlehrerin. Das waren die äußeren Anlässe. Aber für mich waren diese Jahre auch geprägt von verschiedenen Lebensveränderungen: Die Kinder waren erwachsen geworden, meine Eltern brauchten mich mehr und so fühlte ich mich persönlich angesprochen und wollte meinen Glauben stärken.

Aufnahmezeremonie diakonische Gemeinschaft
Irmgard Gruber (3.v.re.) bei der Zeremonie zur Aufnahme in die Gemeinschaft. © Rex

Wie unterstützt der Arbeitgeber das Leben im Glauben?

Frage: Auf welche Weise unterstützt Sie Diakoneo in Ihrem Glauben?

Florian Seitz: Neben der Diakonischen Schwestern- und Brüderschaft und dem Diakonat gibt es eine ganze Reihe an Möglichkeiten, wie man sich ehrenamtlich bei Diakoneo engagieren kann. Dabei wird man auch von offizieller Seite aus an vielen Stellen unterstützt. Außerdem gibt es bei den Fortbildungen auch ein christliches Angebot, an dem man teilnehmen kann.

Band des JUZ bei Diakoneo
"Talentbefreit" heißt sehr bescheiden die Band, in der Florian Seitz spielt. © Privat

Frage: Wo engagieren Sie sich denn innerhalb von Diakoneo neben Ihrer Arbeit?

Florian Seitz: Seit 2015 bin ich im Jugendzentrum JUZ in Neuendettelsau ehrenamtlich tätig. Dort spiele ich in der Band „Talentbefreit“ Gitarre. Fachlich begleitet werden wir von Kantor Martin Peiffer. Er ist für uns eine große Bereicherung und es macht uns allen viel Freude. Wir spielen auch bei Konzerten oder anderen Veranstaltungen in Neuendettelsau.

Frage: Wie kamen Sie in Kontakt mit der Diakonischen Schwestern- und Brüderschaft?

Florian Seitz: 2013 hatte ich mich entschlossen, das Diakonat zu absolvieren. Das ist eine 15-tägige Ausbildung, die für den Dienst am Nächsten befähigt. „Dienst am Nächsten“ ist das Thema, sei es beim Diakonat oder auch bei der Diakonischen Schwestern- und Brüderschaft. Genau das ist es, was mich angesprochen hat. Nach dem Diakonat war der nächste Schritt die DSB. Im Jahr 2017 wurde ich nach einem Band-Auftritt am Schwester-Brüder Tag von Sr. Roswitha Buff gefragt, ob ich in die DSB eintreten möchte. Nach zwei „Anwärter-Jahren“ wurde ich im Mai 2019 in die Gemeinschaft aufgenommen.

Irmgard Gruber: Ja, ich bin ja schon lange bei der Diakonie Neuendettelsau (jetzt: Diakoneo), da hat man natürlich viele Kontakte. Geprägt vom christlichen Elternhaus, dem Wohnort im Nördlinger Ries, fand ich früh Kontakt zur Kirchengemeinde, mit Kindergottesdienst- Landjugend- und Chorarbeit.
Schon in den ersten Dienstjahren beteiligte ich mich bei der Gestaltung von Andachten, Gottesdiensten und Festen. Schon die Diakonissen ließen mich in den 80er Jahren spüren, dass ich sehr willkommen bin. Ich hatte schon längere Zeit überlegt, ob ich einmal am Diakonat teilnehmen möchte. 2017 hat das dann auch geklappt. Beim Vorbereitungstreffen stellten sich die drei diakonischen Gruppierungen (Diakonissengemeinschaft – Diakonische Schwestern- und Brüderschaft – Mitarbeiter im Diakonat) vor, und stellten ihre Schwerpunkte dar. Sr. Roswitha Buff, die Leitende Schwester, war sehr offen und hat mich regelmäßig zu den Veranstaltungen eingeladen. Das war eine Zeit der intensiven Auseinandersetzung mit Fragen des Glaubens.
Der Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen hat mir auch einen Blick über den Tellerrand, in ganz andere Unternehmensbereiche der Diakonie ermöglicht. Ich konnte im November 2018 sogar an der Fahrt nach Coventry in England teilnehmen, wo wir die dortige Gemeinschaft (Community of the Cross of Nails. CNN) besuchten.
Das 1. Nagelkreuz steht seit 2016 in der Laurentiuskirche in Neuendettelsau. Letztes Jahr wurde das zweite Nagelkreuz, ein Wandernagelkreuz überreicht, was bedeutet dass das Gebet für den Frieden, freitags um 12.00 Uhr in mehreren, wechselnden Einrichtungen gebetet wird. Während dieser Diakonatszeit wurde mir bewusst, dass ich in Zukunft meinen Weg in einer diakonisch-geistlich geprägten Gemeinschaft weitergehen möchte. Ich konnte mir das gut vorstellen, mich in der DSB zu engagieren, einerseits Gemeinschaft zu erleben und andererseits auch selbst gestärkt zu werden. Das war eine Entwicklung an verschiedenen Stellen in meinem Leben, die letztlich dahin gemündet haben, mich bei der Diakonischen Schwestern- und Brüderschaft zu bewerben.

Frage: Was heißt es für Sie, den Glauben auch in der Arbeit zu leben?

Florian Seitz: Es macht mir Freude, den diakonischen Auftrag anzunehmen und auszuüben. Es gibt viele praktische Dinge, bei denen ich helfen kann, z. B. bei einem Umzug. Dabei wächst man zusammen und kann miteinander etwas bewegen und im Team arbeiten.

Kicker im JUZ Neuendettelsau
Florian Seitz (li.) engagiert sich gerne in der Gemeinschaft, sei es im JUZ in Neuendettelsau oder in der Diakonischen Schwestern- und Brüderschaft © Privat



Zusammenhalt finden in einer diakonischen Gemeinschaft


Frage: Welche Erwartungen haben Sie an die Gemeinschaft?

Florian Seitz: Für mich bedeutet die DSB wirkliche Gemeinschaft. Zusammenhalt und füreinander einstehen und gemeinsam im Glauben zu wachsen. Wenn jemand in eine Notlage gerät, helfen wir uns gegenseitig und nehmen Anteil am Leben der anderen. Hierfür investiere ich gerne meine Zeit.

Außerdem treffen wir uns im sogenannten „Konvent“ in Neuendettelsau, wo wir als kleinere Gruppe von Schwestern und Brüdern geistliches Leben miteinander pflegen. Wir beginnen den Abend mit dem Gottesdienst in der St. Laurentiuskirche und treffen uns dann zur Bibelarbeit.

Innerhalb der DSB finden gemeinsame Ausflüge und Treffen mit anderen diakonischen Glaubensgemeinschaften statt. Es ist gut, auch einmal über den Tellerrand schauen zu können. Die jeweiligen Ehepartner sind immer willkommen und so kann ich meine Frau zu allen Veranstaltungen mitbringen.

Frage: Was interessiert sie besonders an der Gemeinschaft und welche Vorteile hat das für Sie?

Irmgard Gruber: Ich wurde von der Gemeinschaft wirklich herzlich aufgenommen und durch die langjährige Tätigkeit in Neuendettelsau fühle ich mich mit vielen Kolleginnen und Kollegen sehr verbunden. Das passt gut für mich. Wir treffen uns einmal im Monat in sogenannten „Konventen“ zum gemeinschaftlichen Austausch. Daneben gibt es natürlich noch viele Angebote, an denen ich teilnehmen kann, zum Beispiel Oasentage, Einkehrtage, gemeinschaftliche Ausflüge oder Fortbildungen. Und es macht mir auch selbst viel Freude, mich bei solchen Tagen einzubringen.
Ich backe leidenschaftlich gerne und Kuchen sind bei solchen Veranstaltungen natürlich immer gefragt! Aber ich übernehme auch gern organisatorische Aufgaben und packe an, wo ich etwas sehe. Daneben erhalte ich auch schöne Anregungen für meinen Religionsunterricht, Lieder, Materialien oder Ideen für kreatives Gestalten.

Florian Seitz:
Ich freue mich, dass ich Mitglied in so einer tollen Gemeinschaft sein kann. Ich identifiziere mich ganz anders mit meiner Tätigkeit und mit meinem Arbeitgeber. Natürlich hat sich meine Freizeitgestaltung verändert, da es mir wichtig ist, den diakonischen Gedanken zu leben und ich mich für die eine oder andere Sache engagiere.

Diakonische Schwestern- und Brüderschaft: Aufnahmevoraussetzungen und Kontakt

Aufnahmevoraussetzungen der Diakonischen Schwestern- und Brüderschaft:

 

  • Abgeschlossene Berufsausbildung
  • Anstellung bei Diakoneo oder einem Kooperationspartner 
  • Mindestalter: 18 Jahre
  • Zugehörigkeit zur Evang.-Luth. Kirche
  • Bejahung unserer geistlichen Leitlinien

Ausnahmen sind möglich.


Kontakt
Diakonische Schwestern- und Brüderschaft
Sr. Roswitha Buff
Wilhelm-Löhe-Straße 16
91564 Neuendettelsau 
Telefon: + 49 (0) 98 74 / 8 - 52 98 

Website

E-Mail schreiben

Mehr lesen aus dem Magazin zum Thema Spiritualität

Diesen Artikel teilen

Haben Sie Fragen? Wir helfen Ihnen gerne.

Wenn Sie sich näher über unser Angebot informieren möchten, können Sie gerne Ihre
bevorzugte Kontaktmöglichkeit hinterlassen.

Oder rufen Sie uns an unter unserer Service-Nummer:

+49 (0) 180 28 23 456 (6 Cent pro Gespräch)