Wie Eltern ihre Entscheidung für das Sonderpädagogische Förderzentrum Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule in Ansbach erleben
Von Thomas Schaller
Wenn Eltern von den Erziehern oder Lehrern ihrer Kinder den Rat bekommen, das Kind auf einem Sonderpädagogischen Förderzentrum anzumelden, sind sie oft zunächst verunsichert oder besorgt.
In diesem Artikel kommen vier Familien und eine Expertin zu Wort.
Sie beschreiben,
- warum kleinere Klassen und und speziell abgestimmtes Lernprogramm für Kinder von Vorteil sind
- warum es für manche Kinder gut ist, mehr Zeit zu bekommen, um das Lernpensum zu erfüllen
- warum der Besuch eines Förderzenturms gut für das Selbstbewusstsein der Kinder ist
- warum professionelle Beratung und Begleitung helfen, Verunsicherungen bei den Eltern abzubauen
- wie die Aufnahme in das Förderzentrum vorbereitet wird
- wo Eltern Tipps bekommen
- warum über allen Entscheidungen die Fragen stehen sollte: "Was ist das Beste für das Kind?"
Ein Jahr mehr Zeit für die ersten beiden Klassen
Schon bei der Geburt ihrer Zwillinge erfuhr Bettina Ortner-Laczi, dass es „Probleme geben wird“. Trotzdem besuchten ihre Tochter und ihr Sohn einen Regelkindergarten. In der Schule trennten sich die Wege. Während ihre Tochter in eine normale Grundschule geht, kam der heute neun Jahre alte Leon auf die Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule von Diakoneo in Ansbach.
Leon geht in die zweite Klasse, ist aber schon im dritten Schuljahr, denn im Sonderpädagogischen
Förderzentrum haben die Kinder drei Jahre Zeit für das Programm der beiden ersten Klassenstufen. Bettina Ortner-Laczis Tochter beneidet Leon sogar manchmal und findet es schade, dass nicht jedes Kind die Chance hat, so zu lernen.
Für Ortner-Laczi war die Entscheidung für die Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule nie ein Problem: „In den fast drei Jahren habe ich noch nie gehört, dass er nicht in die Schule gehen will“. Leon macht seine Hausaufgaben und kann den Stoff bewältigen.
Sabine und Thomas Birkmeier schätzen es, dass an der Johann-Heinrich-Pestalozzi-Schule keine Pauschalaufgaben gestellt, sondern das Pensum individuell angepasst wird. Mit Hilfe von spielerischen Elementen nähern sich die Kinder Inhalten wie dem Multiplizieren. Höchstens 14 Schüler hat ein Lehrer in den Diagnose- und Förderklassen zu betreuen, ab der 3. Klasse sind es maximal 17.
Fünf Kinder haben die Birkmeiers und die meisten von ihnen waren oder sind schulisch sehr erfolgreich. Bei ihrem Sohn
KIlian aber zeigte sich in der Regelschule, dass er dem Lerntempo dort nicht gewachsen war. Frust und mangelndes Selbstbewusstsein stellten sich ein. Wenn Kinder die Standard-Erwartungen an der Regelschule nicht erfüllen können, seien die Eltern oft selbst mit den Nerven am Ende, ist die Erfahrung der Birkmeiers.
Entscheidung für die Förderschule
Ein Test ergab, dass die Johann-Heinrich-Pestalozzischule der richtige Ort für ihn sein könnte. Um Pfingsten des
vergangenen Jahres herum fiel die Entscheidung und zum neuen Schuljahr folgte der Wechsel. „Er hat sich gut entwickelt und integriert“, finden Sabine und Thomas Birkmeier. Aus der Schule, in der sein Selbstbewusstsein neu aufgebaut wurde, erzählt er viel und durch die zahlreichen Wiederholungen prägt er sich den Lernstoff in seiner eigenen Geschwindigkeit ein.
Heute singt und tanzt er gern. „Das hätte er früher nie gemacht“, sagt Sabine Birkmeier. „Ich bin glücklich, dass wir den
Schritt getan haben. Wenn bei einem Kind Förderbedarf festgestellt wird, sollten die Eltern sich keine Gedanken machen, ob sie etwas falsch gemacht haben. Jedes Kind ist einzigartig und manche Kinder brauchen ein bisschen mehr Starthilfe als andere. Obwohl unsere anderen Kinder ja alle den normalen Schulweg gegangen sind, hatten wir doch anfangs Zweifel, ob wir bei Kilian etwas verpasst haben. Aber dank der Beratung und Begleitung durch das Team des Förderzentrums waren unsere Zweifel schnell beseitigt.“
Schulleiterin Ulrike Hahn hat es schon oft erlebt, dass Kinder frustriert von der Regelschule kommen: „Bei uns erleben
sie sich wieder als jemand, der was kann, der was schafft, der anderen helfen kann“. Dafür bringen die Schüler ganz unterschiedliche Stärken und Schwächen mit. „Wir fangen handelnd an – wir tun es. Lernen mit Herz, Hirn und Hand“, lautet die Devise, denn „nur über das Tun können wir verstehen“. Der enge Kontakt zwischen Lehrern und Eltern ist ihr wichtig. In langen Gesprächen ohne Zeitdruck werden gemeinsam die Ziele in Bereichen wie Sprache oder Selbstbewusstsein festgelegt, auf die dann auch zuhause das Augenmerk gelegt wird. „Jedes Kind hat einen individuellen Förderplan für sich“.
Quälerei bei den Hausaufgaben vermeiden
Bei Benjamin, dem Sohn von Irene Eisemann, wurden schon durch die Frühförderung Defizite festgestellt. Trotzdem besuchte er zunächst auf der Regelschule. „An Weihnachten haben wir gemerkt, dass es nicht vorwärts geht“. Benjamin erzählte, dass der Lehrer herumbrüllt und Strafarbeiten verteilt. Ein Gespräch mit dem Lehrer bringt keine Verbesserung, im Gegenteil, vor Ostern gingen die Leistungen rapide nach unten. Die täglichen Hausaufgaben wurden zu einer über drei Stunden langen Quälerei. Irene Eisemann telefonierte dann mit Ulrike Hahn, um einen Test zu vereinbaren. Zum Schuljahreswechsel folgte bei ihm der Wechsel auf die Pestalozzi-Schule, die nun auch von seiner kleinen Schwester Marie besucht wird – allerdings diesmal ohne den Umweg über die Grundschule. „Sie arbeitet schnell und zuverlässig. Marie hat den kompletten Grundstock, den Benjamin nicht hatte“, berichtet Irene Eisemann.
Was tut dem Kind gut?
Anke Ströhm hat drei Kinder. Sie weiß, dass das Förderzentrum berufliche Perspektiven öffnet, denn ihr Sohn Lukas (20) hat inzwischen eine Ausbildung begonnen. Im Alter von dreieinhalb Jahren hatte er begonnen, zu epileptischen Anfällen zu neigen. Da er ansonsten unauffällig war, kam er ganz normal in die Schule und kam in der 1. Klasse gut zurecht. Doch schon in der 2. Klasse hatte er große Defizite. Zu jeder Tages- und Nachtzeit bekam er Nasenbluten bei Stress. Der Kinderarzt war es dann, der Anke Ströhm riet, sich an das Förderzentrum zu wenden. Mit Ulrike Hahn klärte sie die erforderlichen Schritte ab und ließ Lukas testen. „Wiederholen oder wechseln?“ lautete die Frage und die Antwort ergab sich aus einer anderen Frage: „Was tut dem Kind gut?“
Vor den Ferien kam Lukas zum Schnuppern an die Pestalozzi-Schule. Dort gefiel ihm, dass beim Morgenkreis alle am Boden sitzen. „An der Grundschule war es nicht leicht für ihn“, meint seine Mutter. „Er hatte immer das Gefühl, sich wehren zu müssen. Als er hier gemerkt hat, dass er das gar nicht braucht, ging es ihm gut und er konnte schließlich auch seinen Abschluss machen“. Heute ist er nicht nur mitten in der Ausbildung zum Schreiner, sondern hat auch seinen Führerschein gemacht. „Nach der Schule hat nie einer gefragt, ob er seinen Abschluss an einem Förderzentrum gemacht hat“, berichtet sie weiter.
Sein jüngerer Bruder Kevin wurde nach der Schuleingangsuntersuchung gleich an der Pestalozzi-Schule eingeschult.
Schwester Nina startete hingegen erfolgreich an der Grundschule, entwickelte aber gegen Ende der 2. Klasse eine Epilepsie. Zwar konnte die Krankheit medikamentös eingestellt werden, aber es gab einen Leistungsabfall und das Mädchen resignierte. „Warum soll ich lernen? Es wird doch eh wieder ein Sechser“, klagte sie. Nach einem Test ist sie nun seit den Osterferien am Förderzentrum. „Es geht einem ja auch selbst schlecht, wenn es dem Kind schlecht geht“, erklärt Anke Ströhm.
Bei der Entscheidung nicht beeinflussen lassen
Sabine und Thomas Birkmeier finden es wichtig, dass man sich bei der Entscheidung nicht von außen reinreden lässt.
„Es ist völliger Blödsinn, dass hier nur die sind, die durchs Netz fallen“. Im Zweifel müsse man den sozialen Druck aushalten, wenn ein solcher „Quatsch“ erzählt wird.
Trotzdem kann der Wechsel Probleme mit sich bringen. Irene Eisemann erzählt, dass ihr Sohn seine Freunde, die weiter
auf der Regelschule waren, nach dem Wechsel kaum noch sah. Sie lud dann alle zum Grillen im Garten ein und Benjamin hat heute noch guten Kontakt zu seinen früheren Schulkameraden. Auch Anke Ströhm meint, dass es mit an den Eltern liegt, ob die Kinder in Kontakt bleiben.
Mein Kind hat erhöhnten Förderbedarf: Tipps für Eltern
Die Expertin rät:
Wenn sich bei einem Kind ein Förderbedarf abzeichnet, sollten Eltern:
- sich ein eigenes Bild von der örtlichen Förderschule machen
- ein unverbindliches Gespräch suchen
- das Kind testen lassen
Wenn das geschehen ist, sollten die Eltern:
- gemeinsam mit der Schule eine Entscheidung treffen
- für sich nachspüren, was gut für ihr Kind ist; „Eltern spüren im Herzen, was gut für ihr Kind ist“, ist Ulrike Hahn überzeugt.
- die Kinder nicht „auf Biegen und Brechen“ in der Regelschule lassen
- sich auch nicht von sozialem Druck beeinflussen lassen.
- mit anderen Eltern sprechen, die ein Kind am Förderzentrum haben
„Wir beraten nur, die Eltern entscheiden“, sagt Ulrike Hahn. „Das Kind zerreißt es, wenn die Eltern nicht hinter der Entscheidung stehen“.
Anke Ströhm versucht bewusst, ihre Erfahrungen weiterzugeben, denn in der Zeit der Entscheidung war es ihr selbst ebenfalls wichtig, eine Gesprächspartnerin zu haben: „Eltern glauben anderen Eltern mehr als Lehrern“.
Zur Information: Wie läuft ein Test ab?
- Die Mitarbeiter des Mobilen Sozialpädagogischen Dienstes sehen sich das Kind zunächst eingebunden in die Klasse im Unterricht an.
- Schulleistungen spielen bei der Einschätzung ebenso eine Rolle wie die Frage, ob das Kind ängstlich oder selbstbewusst agiert.
- In die ausführliche Diagnostik fließen die Erkenntnisse von Eltern, Lehrern und Therapeuten ein.
- Das Ergebnis ist offen.
- Wenn kein sonderpädagogischer Förderbedarf besteht, kann durchaus eine Empfehlung für die Regelschule ausgesprochen werden.
- Die Entscheidung über den weiteren schulischen Weg ihres Kindes treffen aber stets die Eltern.
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