Arbeiten in der Heilerziehungspflege: Vier Erfahrungsberichte

Was ist das Besondere an der Arbeit mit Menschen mit Behinderung?

Simone Schwab, Lisa Menig, Rebecca Hoffkamp und Michael May unterstützen als Heilerziehungspflegerinnen-und pfleger Menschen mit Behinderung im Bereich Wohnen von Diakoneo in der Region Polsingen, Oettingen und Gunzenhausen.

Im Interview mit Matthias Schweigert erzählen sie:

  • was sie an ihrem Beruf fasziniert
  • wieso sie sich für die Heilerziehungspflege entschieden haben
  • wie ihr beruflicher Werdegang war
  • wie ihr Arbeitsalltag aussieht

Michael May ist seit 2007 Heilerziehungspfleger

Michael May ist seit 2012 Wohnbereichsleiter in Polsingen.

Michael May hat den klassischen Weg eingeschlagen: die  Ausbildung zum Heilerziehungspfleger (HEP). Er kommt aus Megesheim und leitet zwei Wohngruppen in Polsingen. Er kam durch seine Eltern zu dem Beruf des Heilerziehungspflegers, da beide als Pflegehelfer arbeiteten. Bevor er 2004 die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger begann, machte er Ferienarbeit in einer Wohngruppe und lernte so das Berufsfeld kennen. Anschließend absolvierte er das Vorpraktikum seiner Ausbildung in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Polsingen. Damals war er 16 Jahre alt.

Seit 2012 ist er Wohnbereichsleiter in Polsingen. Da gibt es viel zu tun: Es stehen Verwaltungsaufgaben an, beispielsweise das Organisieren der Dienstpläne. Außerdem ist er immer Ansprechpartner für Ärzte, Lehrer und Betreuer.

Teilweise arbeitet er aktiv mit in der Wohngruppe. „Einer der schönsten Momente war, als ein Bewohner, der ein Haustier haben wollte, seinen neuen Hamster Moritz in den Händen hielt. Wir haben ihn gemeinsam ausgesucht und gekauft.“, erinnert sich  Michael May.
Aber das Allerschönste sind für ihn die langfristigen Erfolge: "Wenn ein Mensch wieder selbstständig essen kann oder nicht mehr unbedingt seinen Rollstuhl braucht, sondern wieder das Laufen lernt.“

„Das Wichtigste an dem Beruf sind Gelassenheit und Geduld.“, erklärt er.

Michael May suchte mit einem Bewohner der Polsinger Heime Hamster Moritz aus.


Simone Schwab - zwischen Gruppendienst und heilpädagogischem Fachdienst

Michael Mays Kolleginnen haben sich anders als er erst während ihrer Ausbildung zu Erzieherinnen entschieden, umzusatteln und Heilerziehungspflegerinnen zu werden.

Simone Schwab kommt aus Oettingen. Wie bei Michael May kam auch sie über ihre Familie zum Beruf: ihre Mutter arbeitete schon als Gruppenleitung im Schloss Polsingen und ihr Bruder ist mit Down-Syndrom auf die Welt gekommen. Sie verbrachte viel Zeit mit ihm. Nach der Realschule absolvierte sie die fünfjährige Ausbildung zur Erzieherin in Nördlingen und anschließend das Anerkennungsjahr in der Werkstatt Polsingen.

Simone Schwab lernte den Umgang mit Menschen mit Behinderung durch ihren Bruder. Er kam mit dem Down-Syndrom zur Welt.

Die Hauptarbeitszeit verbringt sie heute in einer Wohngruppe für Menschen mit Schwer- und Mehrfachbehinderung. Also mit Menschen, die regelmäßig sehr viel Unterstützung brauchen. Jeden Donnerstag arbeitet sie beim heilpädagogischen Fachdienst. Hier unterstützt sie Menschen mit unterschiedlichsten Anliegen. Die Aufgaben sind vielfältig: Es geht um zum Beispiel um Paarbetreuung oder Autoaggressionen. Simone Schwab arbeitet hier im Team mit zwei Kolleginnen.

„Von den Bewohnern kommt viel zurück“, sagt die 31-jährige: „Die schönsten Momente sind die, wenn die Bewohner Offenheit, Wertschätzung und Direktheit zeigen. Einmal kam ich aus dem Urlaub zurück und ein Bewohner sagte mir, 'Simone, ich bin echt froh, dass du wieder da bist. Ich hab dich vermisst.' Jeden Tag gibt es Kleinigkeiten, die den Bewohnern den Alltag etwas versüßen.“

Lisa Menig: Das Wichtigste an der Arbeit sind Offenheit, Spontanität und Freude

Lisa Menig machte ihr Berufspraktikum in einem Kindergarten. Sie entschloss sich aber, mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten.

Lisa Menig ist einen ähnlichen Weg wie Simone Schwab gegangen. Sie entschied sich ebenfalls für die fünfjährige Ausbildung zur Erzieherin in Nördlingen. Nach ihrem Berufspraktikum in einem Kindergarten entschloss sie sich, im Bereich Wohnen mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten. „Ich arbeite mit einer breiten Altersspanne. Die Jüngste ist 24 Jahre, der Älteste ist 85“, erzählt Lisa Menig.

Alle haben unterschiedlich starke Pflegebedürfnisse. Um 6:30 Uhr startet der Tag. Nach einem gemeinsamen Frühstück beginnt für die Bewohnerinnen und Bewohner der Arbeitstag in der Werkstatt, Förderstätte oder Seniorenbeschäftigung. Mittags werden sie wieder zu einem gemeinsamen Mittagessen abgeholt. Ein Teil geht nachmittags noch einmal in die Werkstatt oder zur Seniorenbeschäftigung, für die übrigen gibtes ein individuelles Freizeitangebot.

„Jeder bringt seine Fähigkeiten in den Alltag ein, um ihn abwechslungsreicher zu gestalten“, sagt die 28-Jährige.

„Die schönsten Momente sind die, in denen ich merke, dass ich etwas Richtiges tue. Und die kleinen Momente sind toll. Die Freude in den Gesichtern, wenn ich Gitarre spiele und mit den Bewohnern singe.“

„Das Wichtigste bei der Arbeit sind für mich Offenheit, Spontanität und Freude an der Arbeit zu haben. Auch wenn es banal klingt, man muss mit Menschen reden können.“ erzählt sie.

Rebecca Hoffkamp gehört zum ersten "OptiPrax"-Jahrgang in Bayern

Rebecca Hoffkamp war Teil des ersten sogenannten <b>"OptiPrax"-Jahrgangs</b>. Dadurch wird die fünfjährige Ausbildung auf drei Jahre verkürzt.

Rebecca Hoffkamp kommt aus dem Schwarzwald und absolvierte ihre Erzieherausbildung ebenfalls in Nördlingen. Sie hat sich aber nicht für die klassische fünfjährige Ausbildung entschieden, sondern gehört zum ersten sogenannten „OptiPrax“-Jahrgang. „OptiPrax“ steht für optimierte Praxisphasen, was die Ausbildung von fünf auf drei Jahre verkürzt. Dabei haben die Auszubildenden eine 40 Stunden Woche. Die Zeit in der Schule zählt dazu.

„OptiPrax ist quasi eine Art duale Ausbildung und das Anerkennungsjahr fällt weg“, erklärt die 22-Jährige. „Man braucht dafür das Abitur und ein sechswöchiges Vorpraktikum, welches ich durch mein FSJ im Behindertenbereich 2015/16 schon abgedeckt hatte.“

In der Wohngruppe für Menschen mit einem sehr hohem Hilfebedarf, bei dem die betreffenden Personen eine Kombination aus einer geistigen Behinderung mit psychischen Beeinträchtigungen und/oder entsprechenden Verhaltensmerkmalen aufweisen, beginnt der Tag ebenfalls mit einem gemeinsamen Frühstück.

Anschließend arbeiten die Bewohnerinnen und Bewohner in der Werkstatt : Von Montag bis Donnerstag bis 16:30 Uhr und Freitag bis 12:00 Uhr. Danach gehört das gemeinsame Kaffeetrinken zu den etablierten Ritualen. „Meine Aufgabe ist es die Menschen durch den Alltag zu begleiten. Meine Motivation ist, dass die Bewohner kaum Pflege benötigen und sie dadurch sehr mobil sind. Wir können gemeinsam an den See fahren oder ins Kino gehen“, erzählt Rebecca.

„Der schönste Moment war die Faschingsfeier, die wir für die Bewohner vorbereitet haben. Wir haben sie verkleidet aus der Werkstatt abgeholt und sie mit der Feier überrascht.“

In dem Beruf ist Selbstbewusstsein sehr wichtig. „Aber man muss manchmal auch Stärke zeigen, die man nicht unbedingt immer hat“, erwähnt sie.

Heilerziehungspflegerinnen- und pfleger begleiten Menschen mit Behinderung im Alltag und in der Freizeit und gestalten diese gemeinsam. So vielseitig die Menschen und ihre Interessen sind, so vielseitig und vielschichtig ist auch dieser Beruf. Hier kann sich jeder mit seinen Stärken, Hobbys und Interessen einbringen. In den verschiedenen Wohnbereichen in Polsingen wird es nicht langweilig. Lisa Menig bringt es wie folgt auf den Punkt: „Die Wohngruppe ist wie eine Familie. Wir gestalten gemeinsam ein Zuhause.“

Im Alltag kann das auch anstrengend und herausfordernd sein. Simone Schwab meint, dass „man sich den Beruf oft ganz anders vorstellt.“ Ihr Rat: „Wichtig für junge Menschen ist es, Praktika zu machen und den Mut zu haben, die Angebote zu nutzen.“


Mit Menschen mit Behinderung in der Region Polsingen, Oettingen, Gunzenhausen arbeiten

Sie suchen eine berufliche Herausforderung und sinnstiftende Tätigkeit in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung in der Region zwischen Gunzenhausen, Oettingen, Polsingen und Weißenburg? Dann sind Sie bei Diakoneo genau richtig. Mit Wohneinrichtungen, Werkstätten, Förderstätten, Seniorentagesstätten und Ambulant Betreutem Wohnen ist Diakoneo einer der größten Anbieter nicht nur der Region, sondern in ganz Mittelfranken.

Profitieren Sie von unserem breiten Angebot der Fort- und Weiterbildung, einem guten Betriebsklima mit vielen Aktivitäten, einem vielfältigen Programm der Betrieblichen Gesundheitsförderung in einem stabilen Unternehmen.

Sind Sie Auszubildender, Berufseinsteiger, Berufserfahrener, Quereinsteiger oder Branchenwechsler (m/w/d)? Möchten Sie in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten? Kein Problem! Diakoneo hält eine Fülle von unterschiedlichen Arbeitsmöglichkeiten für Sie bereit. Bei uns ist für jeden beruflichen Weg und jede Lebensphase etwas dabei.

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